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Balanceakt in der Behindertenhilfe - Arbeiten zwischen Vertrauen und Distanz

26. Februar 2024

Die Arbeit in der Behindertenhilfe ist geprägt von tiefgreifenden menschlichen Begegnungen und dem ständigen Bestreben, Menschen mit Behinderungen ein selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen. Eine der größten Herausforderungen für Fachkräfte in diesem Bereich ist es, ein ausgeglichenes Verhältnis zwischen dem Aufbau einer vertrauensvollen Beziehung zu den Betreuten und der Wahrung einer professionellen Distanz zu finden. 

Die Herausforderung: Nähe und Distanz

In der Arbeit mit Menschen mit Behinderungen ist die Balance zwischen Nähe und Distanz eine der zentralen Herausforderungen. Dieses Gleichgewicht zu finden, ist entscheidend, um einerseits eine unterstützende Beziehung aufzubauen und andererseits die professionelle Objektivität und die eigene psychische Gesundheit zu wahren. Vertrauen ermöglicht es den Betreuten, sich zu öffnen und Unterstützung in Anspruch zu nehmen. Dies erfordert von den Fachkräften ein hohes Maß an Empathie, Geduld und die Fähigkeit, auf die individuellen Bedürfnisse und Wünsche einzugehen.

 

Gleichzeitig ist es unerlässlich, eine gewisse professionelle Distanz zu wahren. Diese ist notwendig, um objektive Entscheidungen treffen zu können, die im besten Interesse der Betreuten liegen. Sie hilft auch, die eigenen emotionalen Grenzen zu schützen und eine Überidentifikation mit den Betreuten zu vermeiden, die zu einer emotionalen Erschöpfung führen kann. Die Wahrung der Distanz bedeutet jedoch nicht, kalt oder unzugänglich zu sein, sondern vielmehr, eine gesunde Grenze zu ziehen. Diese Gratwanderung kann besonders in emotional aufgeladenen Situationen oder bei langfristigen Betreuungsverhältnissen eine Herausforderung darstellen. 

Tipps für eine gesunde Balance

Der bewusste Umgang mit den eigenen Ressourcen und Grenzen ist der Schlüssel zu einer langfristig erfüllenden und nachhaltigen Tätigkeit in diesem anspruchsvollen, aber ungemein wichtigen Arbeitsfeld. Folgende Tipps können Ihnen dabei helfen, in Ihrem Job vollends aufzugehen und dennoch Ihr eigenes Wohlbefinden zu schützen:

 

  • Reflexion der eigenen Rolle: Eine kontinuierliche Selbstreflexion ist unerlässlich, um sich der eigenen beruflichen Rolle bewusst zu werden und zu bleiben. Fachkräfte sollten sich regelmäßig Zeit nehmen, um über ihre Interaktionen, Gefühle und die Grenzen ihrer beruflichen Beziehungen nachzudenken. Dies kann beispielsweise durch Tagebuchschreiben oder Gespräche mit Kolleg*innen geschehen. Ziel ist es, ein Bewusstsein für die eigene emotionale Reaktion und deren Einfluss auf die professionelle Beziehung zu entwickeln.
  • Klare Grenzen setzen: Es ist wichtig, sowohl gegenüber den Betreuten als auch sich selbst gegenüber klare Grenzen zu setzen. Dies beinhaltet, Arbeitszeiten und Verfügbarkeiten zu definieren sowie persönliche Informationen angemessen zu teilen. Fachkräfte sollten lernen, ihre eigenen Bedürfnisse zu erkennen und zu artikulieren, um Überforderung und Burnout vorzubeugen.
  • Selbstfürsorge: Die eigene Gesundheit und das eigene Wohlbefinden sind entscheidend, um langfristig in der Behindertenhilfe tätig sein zu können. Dazu gehört, ausreichend Pausen einzulegen, für körperliche Aktivität zu sorgen und je nach Belieben Entspannungstechniken wie Meditation oder Yoga zu praktizieren. Auch das Pflegen von sozialen Kontakten und Hobbys außerhalb der Arbeit trägt zur psychischen Resilienz bei.
  • Supervision und Intervision: Der regelmäßige Austausch in Supervisions- oder Intervisionsgruppen bietet eine Plattform, um Erlebnisse und Herausforderungen im Berufsalltag zu besprechen. Diese Treffen ermöglichen es, von den Erfahrungen und Perspektiven anderer zu lernen, eigene Handlungsweisen zu reflektieren und gemeinsam Lösungsansätze zu entwickeln. Solche Gruppen bieten nicht nur fachliche Unterstützung, sondern auch emotionalen Rückhalt.

Fazit: Nähe mit Bedacht ist möglich

Die Arbeit in der Behindertenhilfe erfordert ein ständiges Jonglieren zwischen Nähe und Distanz, zwischen Empathie und Objektivität. Der Schlüssel zum Erfolg in diesem Balanceakt liegt in der Selbstreflexion, der klaren Kommunikation von Grenzen und der Priorisierung der eigenen psychischen Gesundheit. Durch die Anwendung zielführender Strategien können Fachkräfte nicht nur eine effektive Unterstützung für Menschen mit Behinderungen leisten, sondern auch ihr eigenes Wohlergehen schützen. Letztendlich ermöglicht der bewusste Umgang mit diesen Herausforderungen eine bereichernde und nachhaltige berufliche Praxis in der Behindertenhilfe.

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