Menschen im Autismus-Spektrum erleben die Welt anders und stoßen im Alltag auf viele Herausforderungen – sei es in der Schule, im Berufsleben oder im sozialen Miteinander. Trotz steigender Aufklärung gibt es noch immer viele Missverständnisse und Vorurteile gegenüber Autismus. Um Bewusstsein zu schaffen und die Inklusion autistischer Menschen zu fördern, findet jedes Jahr am 2. April der Welt-Autismus-Tag statt. An diesem Tag machen Organisationen, Initiativen und Betroffene weltweit auf die Bedürfnisse von Menschen mit Autismus aufmerksam.
Autismus ist eine tiefgreifende Entwicklungsstörung, die die Wahrnehmung sowie die Informationsverarbeitung des Gehirns beeinflusst. Man spricht dabei vom Autismus-Spektrum (ASS), weil die Ausprägungen sehr unterschiedlich sein können. Während manche autistische Menschen eine starke Beeinträchtigung haben und auf lebenslange Unterstützung angewiesen sind, können andere weitgehend selbstständig leben und benötigen nur in bestimmten Bereichen gezielte Hilfen. Man unterscheidet zwischen verschiedenen Formen. Der frühkindliche Autismus (Kanner-Syndrom) macht sich u. a. durch eine verzögerte Sprachentwicklung bemerkbar und kann mit einer geistigen Behinderung einhergehen. Eine weitere bekannte Form ist das Asperger-Syndrom, das sich meistens erst ab dem dritten Lebensjahr zeigt. Betroffene haben oft normale oder sogar überdurchschnittliche kognitive Fähigkeiten, zeigen aber Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion und Kommunikation. Der atypische Autismus ist eine Mischform, die allerdings sehr selten auftritt. Außerdem gibt es noch das Rett-Syndrom und die desintegrative Störung im Kindesalter. Hierbei entwickeln sich Kinder zunächst normal, verlieren dann aber ihre bereits erworbenen Fähigkeiten.
Menschen mit Autismus haben oft Schwierigkeiten in der sozialen Interaktion. Beispielsweise können sie Körpersprache nicht gut deuten und erkennen die Gefühlslage ihres Gegenübers nicht. Viele Betroffene reagieren auch besonders stark auf Reize. Sie sind etwa sehr empfindlich gegenüber Geräuschen, Licht und Berührungen. Selbst ein normaler Supermarktbesuch kann deshalb schnell zur Überforderung führen. Oftmals ist der Alltag von autistischen Menschen durch feste Routinen gekennzeichnet. Etwa 10 % aller Autist*innen entwickeln außerdem eine Inselbegabung. Das kann etwa heißen, dass sie Fremdsprachen problemlos lernen, ein bemerkenswertes Langzeitgedächtnis haben oder gar ganze Telefonbücher auswendig können. Leider wissen viele Menschen nur wenig über Autismus. Das führt schnell zu Vorurteilen – etwa existiert die Annahme, dass autistische Menschen nicht sozial sein möchten oder keine Gefühle zeigen. Dabei nehmen sie ihre Umwelt einfach auf eine andere Art wahr.
Der Welt-Autismus-Tag (World Autism Awareness Day) wurde 2007 von den Vereinten Nationen (UN) ins Leben gerufen. Seither findet er jedes Jahr am 02. April statt. Der Tag dient als Plattform, um Missverständnisse rund um Autismus anzusprechen, die frühzeitige Diagnose und Unterstützung zu fördern sowie die Rechte und das Wohlbefinden autistischer Menschen zu stärken. Zudem ist er eine Gelegenheit, die einzigartigen Talente zu würdigen, die Menschen mit Autismus mitbringen. Weltweit werden alle UNO-Mitgliedsstaaten eingeladen, durch besondere Aktionen und Initiativen das gesellschaftliche Bewusstsein für Autismus zu steigern. Das können etwa Workshops sein, um die Gesellschaft über Autismus aufzuklären. Zudem gibt es die Aktion "Light it up blue": Wahrzeichen auf der ganzen Welt werden blau beleuchtet, um Solidarität zu zeigen.
Der nächste Welt-Autismus-Tag steht vor der Tür: Schon am 02. April 2025 ist es so weit. Sie wollen mitfeiern? Natürlich gibt es Wege, wie jeder Einzelne an diesem besonderen Tag ein Zeichen setzen kann. Sie können beispielsweise einfach ganz bewusst blaue Kleidung oder Accessoires tragen und so Unterstützung signalisieren. Besonders wichtig ist es wie immer, sich zu informieren. Nutzen Sie den Tag, um mehr über das Autismus-Spektrum zu erfahren – sei es durch Bücher, Dokumentationen oder Erfahrungsberichte. Teilen Sie Ihr Wissen in Ihrer Familie, im Freundeskreis oder am Arbeitsplatz. Oder nutzen Sie die sozialen Medien, um auf das Thema Autismus aufmerksam zu machen. Sie können auch an Spendenläufen, Benefizveranstaltungen oder Online-Fundraisings teilnehmen, um Organisationen zu unterstützen, die sich für autistische Menschen und ihre Familien einsetzen.
Autismus ist keine Krankheit, die geheilt werden muss – sondern eine Form der neurologischen Vielfalt, die unsere Gesellschaft bereichert. Doch damit autistische Menschen gleichberechtigt teilhaben können, braucht es mehr Bewusstsein, Verständnis und barrierefreie Strukturen. Der Welt-Autismus-Tag ist eine Gelegenheit, um über Autismus aufzuklären, Vorurteile zu hinterfragen und aktiv zur Inklusion beizutragen. Jeder kann dabei helfen – sei es durch Selbststudium zum Thema, Spenden oder auf einem ganz anderen Weg. Lassen Sie uns als Gesellschaft gemeinsam Vorurteile abbauen und für dieses wichtige Thema sensibilisieren.
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