Farben sind ein fester Bestandteil unseres Alltags – sie helfen uns bei der Orientierung, spielen eine wichtige Rolle in der Mode oder im Straßenverkehr. Sogar unsere Emotionen können Sie beeinflussen. Doch nicht alle Menschen sehen Farben auf die gleiche Weise. Farbsehschwächen sind deutlich häufiger, als man denkt. Doch was genau steckt hinter einer Farbsehschwäche oder gar Farbenblindheit? Welche Auswirkungen hat das im Alltag, und welche Hilfsmittel gibt es? In diesem Beitrag klären wir die wichtigsten Fragen rund um dieses oft unterschätzte Thema.
Die meisten Betroffenen leiden von Geburt an unter ihrer Farbsehschwäche, da es sich um einen Gendefekt handelt. Dabei sind Männer deutlich häufiger betroffen als Frauen: Jeder 12. Mann hat eine Farbsehschwäche, aber nur jede 200. Frau. Bei ihnen sind die Zapfen in der Netzhaut des Auges beeinträchtigen, die für das Erkennen von Farben zuständig sind und normalerweise auf rotes, grünes oder blaues Licht reagieren. Wenn bestimmte Gene fehlerhaft sind, können die Zapfen entweder gar nicht oder nur eingeschränkt bestimmte Farbbereiche wahrnehmen. Allerdings gibt es auch Erkrankungen, die zu (temporären oder permanenten) Farbsinnstörungen führen können. Dazu gehören z. B. Grauer Star, eine Sehnerventzündung und auch Schlaganfälle. Farbsehschwächen werden in zwei Hauptkategorien unterteilt:
Bei einer Farbsehschwäche können Betroffene zwar Farben sehen, haben jedoch Schwierigkeiten, bestimmte Farbtöne zu unterscheiden:
Bei einer Farbenblindheit fehlt mindestens ein Zapfentyp vollständig oder ist funktionsuntüchtig, was zu einer erheblichen Einschränkung der Farbwahrnehmung führt:
Farbsehschwäche - eine Behinderung?
Farbsehschwächen werden in der Regel nicht als Behinderung klassifiziert. Eine Ausnahme bildet die totale Farbenblindheit. Denn Menschen mit Achromatopsie sehen nicht nur keine Farben. Sie leiden auch an einer sehr geringen Sehschwäche, die nicht mit Sehhilfen ausgeglichen werden kann. Außerdem sind sie sehr lichtempfindlich. Da das zu erheblichen Einschränkungen im Alltag führen kann, ist die Beantragung eines Grades der Behinderung (GdB) möglich.
Viele Menschen bemerken eine Farbsehschwäche erst spät, da sie ihre Wahrnehmung für normal halten. Schließlich sind die meisten Störungen des Farbsinnes angeboren, d. h. die Betroffenen haben die Welt nie anders gesehen. Oft fällt die Sehschwäche erst auf, wenn Kinder Schwierigkeiten haben, Farben korrekt zu benennen.
Ein weit verbreitetes Testverfahren zur Erkennung von Farbsehschwächen ist der Ishihara-Farbsehtest. Dabei werden Zahlen oder Muster aus verschiedenfarbigen Punkten gezeigt – Menschen mit einer Rot-Grün-Schwäche, die am häufigsten vorkommt, können bestimmte Zahlen oder Formen nicht erkennen. Daneben gibt es weitere Diagnosemöglichkeiten. Hierzu gehören computergestützte Farbtests oder spezielle Sehtafeln, die das genaue Ausmaß der Farbsehschwäche bestimmen. In manchen Fällen wird die Farbsehschwäche auch durch genetische Tests nachgewiesen.
Eine Farbsehschwäche kann im täglichen Leben zu Herausforderungen führen. Beispielsweise können Menschen mit einer Rot-Grün-Schwäche Schwierigkeiten im Straßenverkehr haben. Glücklicherweise hilft hier die Position der Ampelleuchten, sodass Betroffene sich daran orientieren können. Auch im beruflichen Umfeld kann eine Farbsehschwäche problematisch sein. Berufe wie Pilot, Elektriker oder Grafikdesigner setzen eine präzise Farbwahrnehmung voraus und können für Menschen mit Farbsehschwäche schwierig oder sogar unzugänglich sein. Oder stellen Sie sich den Wocheneinkauf vor: Das Einkaufen von Lebensmitteln kann kompliziert sein – zum Beispiel beim Erkennen von reifen und unreifen Früchten. Trotz dieser Schwierigkeiten entwickeln viele Betroffene Strategien, um mit ihrer Sehschwäche umzugehen und die Farben anhand von Helligkeit oder Umgebungskontrasten zu interpretieren. Es gibt außerdem spezielle Brillen mit farbverstärkenden Gläsern, die Farbkontraste verbessern können. Für Menschen mit Achromatopsie wird gegenwärtig übrigens an einer Genersatztherapie geforscht, mit deren Hilfe die Zapfen wieder funktionstüchtig werden sollen.
Farben dienen uns zur Orientierung und Unterscheidung. Ob im Straßenverkehr, im Beruf oder im Supermarkt – Menschen mit einer Farbsehschwäche müssen alternative Strategien entwickeln, um mit ihrer veränderten Farbwahrnehmung umzugehen. Im Extremfall können sie gar keine Farben unterscheiden. Trotz technischer und medizinischer Fortschritte bleibt es wichtig, dass Gesellschaft und Design auf diese unsichtbare Einschränkung Rücksicht nehmen und Alternativen zu rein farbbasierten Informationen bieten.
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