EU-weit haben knapp 24 Prozent der Bürger*innen eine anerkannte Behinderung, das ist beinahe jeder Vierte. Seit 1992 wird jährlich am 05. Mai der Europäische Protesttag zur Gleichstellung von Menschen mit Behinderung begangen. Ziel dieses Aktionstages ist es, auf die Rechte und Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen aufmerksam zu machen und für eine inklusive Gesellschaft einzutreten. In ganz Europa organisieren Verbände, Organisationen und Einzelpersonen vielfältige Aktionen, um Barrieren abzubauen und das Bewusstsein für die Bedeutung von Inklusion zu schärfen.
Inklusion bedeutet mehr als das bloße „Dabeisein“ – sie meint eine gleichberechtigte, selbstbestimmte Teilhabe aller Menschen am gesellschaftlichen Leben. Und zwar unabhängig davon, ob jemand eine körperliche, geistige, seelische oder Sinnesbeeinträchtigung hat. In einer inklusiven Gesellschaft spielt es keine Rolle, ob jemand sehen, hören, gehen oder sprechen kann – entscheidend ist, dass jeder Mensch die gleichen Möglichkeiten hat, sich zu entfalten und ein aktives Leben zu führen. Dies umfasst Bereiche wie Bildung, Arbeit, Freizeit und politische Partizipation. Der Europäische Protesttag am 05. Mai erinnert uns jedes Jahr daran: Inklusion ist kein freiwilliges Entgegenkommen, sondern ein Menschenrecht. Sie muss überall dort verwirklicht werden, wo Menschen miteinander leben, lernen und arbeiten. Und sie braucht unser aller Engagement – damit Ausgrenzung, Barrieren und Vorurteile Schritt für Schritt der Vergangenheit angehören.
Der Europäische Protesttag wurde auf Initiative des Vereins Interessenvertretung Selbstbestimmt Leben Deutschland (ISL) ins Leben gerufen. Seitdem finden jedes Jahr rund um den 05. Mai zahlreiche Veranstaltungen statt, die darauf abzielen, die im Grundgesetz verankerte Gleichberechtigung für alle Menschen in die Lebenswirklichkeit umzusetzen.
Trotz rechtlicher Fortschritte bestehen nach wie vor viele Hindernisse, die eine uneingeschränkte Teilhabe von Menschen mit Behinderungen am gesellschaftlichen Leben erschweren. Diese Hindernisse sind nicht nur baulicher, sondern auch struktureller oder gesellschaftlicher Art. Sehen wir uns beispielsweise das Bildungssystem an: Noch immer besuchen viele Kinder mit Behinderung Förderschulen, obwohl eine inklusive Beschulung rechtlich vorgesehen ist. An Regelschulen fehlen allerdings oft barrierefreie Zugänge, geschultes Personal oder ausreichend Assistenzangebote. Auch im Arbeitsleben stoßen viele Menschen mit Behinderung auf Hürden. Vorurteile gegenüber ihrer Leistungsfähigkeit, fehlende Barrierefreiheit am Arbeitsplatz oder mangelnde Flexibilität bei der Arbeitsorganisation führen dazu, dass viele Betroffene arbeitslos bleiben oder unterhalb ihrer Qualifikation arbeiten.
Es sei an dieser Stelle aber auch gesagt: Diese Probleme entstehen nicht aus bösem Willen, sondern weil Menschen ohne Behinderung sie schlicht nicht wahrnehmen – umso wichtiger ist es, mit Aktionstagen wie dem 05. Mai auf sie aufmerksam zu machen.
Für das Jahr 2025 steht der Protesttag unter dem Motto „Neustart Inklusion“. Nach den vorgezogenen Neuwahlen und der Bildung einer neuen Regierung in Deutschland sehen viele Aktivist*innen die Chance, behindertenpolitische Maßnahmen neu zu verhandeln und voranzutreiben.
Im Aktionszeitraum vom 26. April bis 11. Mai 2025 finden bundesweit zahlreiche Veranstaltungen statt. Ein paar Beispiele: In Berlin organisiert ein breites Bündnis aus Wohlfahrts-, Sozial- und Behindertenverbänden eine Demonstration vom Brandenburger Tor zum Roten Rathaus. In Kassel lädt das Kasseler Bündnis Barrierefrei am 9. Mai 2025 zu einer Tagung unter dem Motto „Barrieren sichtbar machen“ ein. Diese Veranstaltung zielt darauf ab, auf bestehende Barrieren hinzuweisen und Lösungen für deren Abbau zu diskutieren. Das Bistum Trier plant vom 28. April bis 11. Mai 2025 die „Woche der Inklusion“. In dieser Zeit sollen verschiedene Aktionen und Angebote auf die Rechte von Menschen mit Behinderungen und anderen von Ausgrenzung betroffenen Gruppen aufmerksam machen.
Sie suchen eine Veranstaltung in Ihrer Nähe? Die Aktion Mensch bietet eine Aktions-Landkarte, auf der bundesweit geplante Veranstaltungen zum Protesttag eingetragen werden können. Diese Karte wird kontinuierlich aktualisiert und kann genutzt werden, um Aktionen in der Nähe zu finden oder eigene Veranstaltungen sichtbar zu machen.
Der 05. Mai steht symbolisch für den fortwährenden Einsatz vieler Menschen und Organisationen für die Gleichstellung von Menschen mit Behinderung. Er bietet die Gelegenheit, auf bestehende Missstände hinzuweisen, Erfolge zu feiern und gemeinsam für eine inklusive Zukunft zu arbeiten. Jede und jeder ist eingeladen, sich zu engagieren und einen Beitrag zu einer Gesellschaft zu leisten, in der Vielfalt als Bereicherung verstanden wird.
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