10 Jahre Sozialagentur Konkret
Die Sozialagentur Konkret feiert ihr 10-jähriges Bestehen! Was vor einem Jahrzehnt als visionäre Idee begann, ist heute ein etablierter Pflege- und Betreuungsdienst mit 260 engagierten Mitarbeitenden, die 1.100 Kund*innen versorgen. Wir wollen dieses Jubiläum feiern und den Menschen Danke sagen, die diesen Erfolg möglich gemacht haben: unsere Mitarbeitenden und Kund*innen. Im Interview blickt Geschäftsführer Thomas Laskowski auf die Anfänge zurück und erklärt, was seinen Pflege- und Betreuungsdienst auszeichnet.
Wie entstand die Idee zur Gründung der Sozialagentur Konkret?
Vor über 10 Jahren war ich selbst in der schwierigen Situation, für meine Großmutter adäquate Pflege zu organisieren. Ich habe im Internet nach Möglichkeiten recherchiert, aber stellte schnell fest, was ich suche, gibt es nicht. Die „Minutenpflege“, die nur eine kurze Grundversorgung bietet, war nicht das, was wir als Familie für unsere Oma wollten. Wir wünschten uns mehr Zeit und Zuwendung. So entstand der Gedanke: Wenn es das nicht gibt, müssen wir es selbst erfinden. Das ist die Gründungsgeschichte der Sozialagentur Konkret, die den Fokus auf eine umfassende und zeitintensive Bezugspflege legt, die den individuellen Bedürfnissen der Klient*innen gerecht wird.
Was haben Sie beruflich gemacht, bevor Sie die Sozialagentur Konkret gegründet haben?
Ich war ein absoluter Quereinsteiger in der Pflege. Vorher war ich im Bankwesen tätig, genauer gesagt im Außendienst des Finanzvertriebs. Ich hatte also keinerlei Vorkenntnisse rund um Pflege, Pflegeversicherung oder die Betreuung von Senior*innen und Menschen mit Behinderung. Aber da ich selbst erleben musste, dass es das gewünschte Angebot nicht gibt, war es mir wichtig genug. Ich hatte diese klare Vision vor Augen, dass es in der Pflegelandschaft viel zu tun und viel zu ändern gibt. Nach über 20 Jahren im Bankenvertrieb hängte ich meinen Beruf also an den Nagel, um mich voll und ganz der Versorgung von Senior*innen und Menschen mit Behinderung zu widmen.
Wie haben Sie die Anfangszeit erlebt?
Spannend! Nach 20 Jahren in einem völlig anderen Berufsfeld in die Pflegebranche zu wechseln, war eine große Umstellung. Betreuung und Pflege war die eine Aufgabe. Aber auch der Zugang zu den Kostenträgern, die für die Finanzierung der Pflegeleistungen verantwortlich sind, stellte mich erstmal vor eine große Herausforderung. Denn ich hatte zuvor keine Kontakte in diesem Bereich und musste vieles neu lernen. Aber daran bin ich gewachsen und es hat auch Spaß gemacht. Gleichzeitig wurde mir bewusst, wie groß der Hilfebedarf in der Branche ist. Dabei habe ich natürlich auch gemerkt, dass wir dringend fachliches Know-how brauchen. Ich selber habe mich nie zum Pfleger ausbilden lassen – da gibt es Menschen, die können das viel besser als ich. Meine Aufgabe war es, Menschen zusammenzubringen – Klient*innen, die einen Versorgungsbedarf haben, und Mitarbeitende, die diese Versorgung übernehmen wollen und das Herz für diese Aufgabe mitbringen. Das ist bis heute mein Kerngeschäft geblieben.
"Unsere Aufgabe ist es, die Bedürfnisse, Träume und Wünsche der Menschen zu erfüllen."
Wie hat sich die Sozialagentur Konkret seit ihrer Gründung entwickelt?
Die Sozialagentur Konkret ist ein sehr dynamisches Unternehmen. Wir haben in den letzten 10 Jahren viele Meilensteine erreicht. Ein Highlight war sicherlich die Gründung unserer eigenen Akademie. Uns war es von Anfang an wichtig, dass unsere Mitarbeitenden über eine hohe Fachlichkeit verfügen, da die Arbeit mit Menschen, die Pflege und Unterstützung benötigen, große Verantwortung mit sich bringt. Durch die Akademie stellen wir sicher, dass wir immer alle fachlich notwendigen Auflagen am Nabel der Zeit schulen können. Ein weiterer wichtiger Meilenstein war die Spezialisierung auf die Behindertenhilfe. Neben der Seniorenbetreuung haben wir festgestellt, dass es viele Menschen mit körperlichen und geistigen Behinderungen gibt, die auf Unterstützung angewiesen sind, sich aber oft nicht selbst helfen können. Sie haben Ansprüche gegenüber Kostenträgern, sind aber teilweise aufgrund ihrer Beeinträchtigung einfach nicht in der Lage, diese eigenständig geltend zu machen. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht, diesen Menschen eine Stimme zu geben und ihre Rechte gegenüber Kostenträgern durchzusetzen.
Ganz aktuell bauen wir den Fachbereich der Reiseassistenz auf. Wir ermöglichen Menschen mit Behinderung oder Senior*innen, die sich alleine nicht mehr in der Lage fühlen, zu verreisen, durch Begleitpersonen einen sorgenfreien Urlaub. Ganz aktuelles Beispiel: Wir haben eine junge Klientin, die nicht mehr selbstständig gehen kann. Wir durften sie zwei Wochen in die Sonne Teneriffas begleiten. Das heißt, sie konnte nach vielen, vielen Jahren das erste Mal wieder in den Urlaub fahren. Ich habe sogar eine Postkarte bekommen, in der sich die Kundin dafür bedankt hat, dass ihr so ein schönes Erlebnis möglich gemacht wurde. Solche Erfahrungen bestärken uns immer, noch genauer hinzusehen. Zu sehen, was eigentlich der Mensch will und nicht der Gesetzgeber. Welche Bedürfnisse und Träume hat der Einzelne? Unsere Aufgabe ist es letztendlich, diese Wünsche zu erfüllen.
Die Sozialagentur Konkret legt großen Wert auf Zeit und Zuwendung. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Ich denke, der klassische Pflegedienst ist tatsächlich auf Minutenpflege ausgerichtet. Je mehr Module, wie z. B. Körperpflege, in kurzer Zeit abgearbeitet werden, desto besser funktioniert das betriebswirtschaftlich. Aber die Bedürfnisse der Menschen bleiben dabei oft auf der Strecke. Wir haben gesagt: Das kann nicht sein. Es geht nicht nur um medizinische Pflege, sondern darum, den Menschen zuzuhören und ihnen Zeit zu schenken. Es muss Raum dafür sein, über Sorgen und Nöte zu sprechen, Geschichten von früher zu erzählen oder auch mal Dinge zu unternehmen – sei es ein Besuch auf dem Wochenmarkt, ein Seniorennachmittag oder ein Kaffeekränzchen. All diese Dinge sind in dem Pflegesystem, wie man es heute in Deutschland kennt, nahezu ausgeschlossen. Aber das sind genau die Dinge, die der Mensch haben möchte. Deshalb haben wir uns bewusst gegen diese Modulpflege entschieden. Da gibt es sehr gute Unternehmen, die sich darauf spezialisiert haben, aber wir wollen ganzheitliche Betreuung leisten, sodass alle Kundenbedürfnisse berücksichtigt werden können.
Welche Rolle spielen Ihre Mitarbeitenden für den Erfolg der Agentur?
Erst vor Kurzem hatte ich ein Gespräch mit einer Mitarbeiterin, die zu mir sagte “So schön kann man’s Geld verdienen”. Unsere Mitarbeitenden schätzen es, sich mit den Menschen an einen Tisch zu setzen und die Zeit zu haben, über deren Leben zu sprechen. Das tut den Kund*innen und den Mitarbeitenden gleichermaßen gut. Genau deshalb setzen wir auf Einzelbezugspflege. Das bedeutet, dass immer dieselbe Mitarbeiterin bzw. derselbe Mitarbeiter vorbeikommt. Gerade ältere Menschen freuen sich, wenn sie sich nicht ständig auf neue Gesichter einstellen müssen. Aber auch bei jungen Menschen mit Behinderung fällt mir das stark auf. Durch den regelmäßigen Kontakt entsteht Vertrauen und es entwickeln sich oft persönliche Beziehungen, ja teilweise echte Freundschaften. Dieses Vertrauensverhältnis und auch die notwendige Zeit, die wir mitbringen, sind sehr wichtig. Alle freuen sich auf das Wiedersehen und man fühlt sich wohl genug miteinander, um auch traurige Erlebnisse gemeinsam aufzuarbeiten.
Das hebt uns vielleicht auch nochmal ein Stück weit vom klassischen Pflegedienst ab: Da spielt es oft keine Rolle, wer welche Klient*innen auf welcher Tour versorgt. Aber für die Menschen ist das nicht egal. Natürlich erbringen wir auch alle Pflege- und Betreuungsleistungen, aber eben immer individuell. Genauso wichtig ist es uns, in den jeweiligen Regionen bekannt zu sein. Wir wollen keine langen Transferzeiten haben, sondern der freundliche Mitarbeiter aus der Nachbarschaft sein. Wir sind vertraut mit den Besonderheiten der Region und man kennt sich untereinander. Das macht die Betreuung sehr persönlich.

Was sind Ihre Ziele für die Zukunft der Sozialagentur Konkret?
Wir haben noch viele Ideen in der Pipeline, alle zum Wohle unserer Klient*innen. Aktuell konzentrieren wir uns stark auf das Projekt der Reiseassistenz, sowohl in Deutschland als auch im europäischen Ausland. Das bindet gerade sehr viele Ressourcen. Wir führen Gespräche mit Kostenträgern, Gespräche mit Hotels und auch mit Hochschulen aus dem Gesundheitswesen, die uns mit ihrem Fachwissen unterstützen. Wir glauben, dass dieses Angebot eine großartige Möglichkeit ist, Menschen mit Beeinträchtigungen das Reisen zu ermöglichen. Darüber hinaus gibt es noch viele weitere Ideen, die wir in Zukunft umsetzen wollen, aber das kommt alles Schritt für Schritt.
Gibt es besondere Momente aus den letzten 10 Jahren, die Ihnen in Erinnerung geblieben sind?
Besondere Momente gab es in den letzten zehn Jahren sehr viele. Das sind einfach diese zwischenmenschlichen Beziehungen, die unsere Arbeit ausmachen und durch die man sehr viel an den Situationen der Klient*innen teilnimmt. Aber darüber hinaus sind mir vor allem die zwei intensiven Jahre der Pandemie in Erinnerung geblieben. Damals haben viele Einrichtungen Angehörige ausgeschlossen und die Pflegebedürftigen eingeschlossen. Da war ein riesengroßer Druck da. Es gab viele Auflagen vom Gesetzgeber, um Menschen vor der Krankheit zu schützen. Die haben wir natürlich ernst genommen. Aber wir wollten trotzdem für die Menschen da sein und haben es geschafft, keinen unserer Klient*innen unversorgt zu lassen. Gemäß unserem Motto “Gemeinsam statt einsam”. Und das Schöne war: Wir haben in dieser Zeit keinen einzigen Kunden aufgrund der Versorgung verloren. Tatsächlich hatten wir zwei sehr erfolgreiche Jahre, in denen wir uns personell und auch klientenmäßig gut weiterentwickeln konnten. Für uns war die Pandemie kein Einbruch, so wie es flächendeckend in der Pflege war, sondern ein Fortschritt. Ich glaube, das danken uns die Menschen noch heute, dass wir sie in dieser Zeit nicht alleine gelassen haben und irgendwie für alles eine Lösung finden konnten.