Ein gemütlicher Spaziergang in der Sonne oder in aller Eile noch den Zug erwischen: Wenn wir uns in der Öffentlichkeit bewegen, ist es wichtig, dass unser Weg frei von Hindernissen ist. Menschen mit gesundem Sehvermögen können sich unterwegs umsehen und ihren Weg prüfen. Menschen mit einer Sehbehinderung können das nicht. Dabei ist es in einer inklusiven Gesellschaft unerlässlich, dass alle Menschen gleichberechtigten Zugang zu öffentlichen Einrichtungen und Verkehrsmitteln haben. Deshalb gibt es taktile Leitsysteme, die Sicherheit und Orientierung bieten. Wir wollen uns diese Komponente der Barrierefreiheit im öffentlichen Raum genauer ansehen.
Sicherlich sind Ihnen auf Gehwegen, in Bahnhöfen oder an Straßenübergängen schon mal die meist weißen Bodenmarkierungen in Form von hervorstehenden Strichen oder Punkten aufgefallen. Dabei handelt es sich um Blindenleitsysteme. Sie bestehen aus verschiedenen Elementen, die durch einen spürbaren Unterschied zum umliegenden Bodenbelag erkennbar sind. Ertastet werden sie mittels Langstock oder auch mit den Fußsohlen. Abhängig von ihrer Oberflächenstruktur und Form haben die Elemente eines Leitsystems unterschiedliche Funktionen:
Die Bodenleitsysteme können aus unterschiedlichsten Materialien bestehen, z.B. Pflastersteine, Rillenplatten, Fliesen oder Kunststoff. Die Gestaltung und Anbringung taktiler Leitsysteme ist hierzulande in der DIN 32984 (2020–12) festgehalten, auch wenn die Anwendung dieser Norm nicht verbindlich ist. Beachten Sie außerdem, dass Sie in anderen Ländern auf andere Leitsysteme stoßen können. In der Schweiz etwa werden keine Noppen im Bodenleitsystem eingesetzt.
Taktile Leitsysteme erhöhen die Sicherheit im öffentlichen Raum. Durch die tastbaren Signale können blinde und sehbehinderte Menschen Gefahrenstellen wie Treppen, Bahnsteigkanten oder Straßenübergänge rechtzeitig erkennen. Dies reduziert das Risiko von Unfällen erheblich und ermöglicht eine sicherere Fortbewegung. Auch die Orientierung in komplexen Umgebungen wie Bahnhöfen, Flughäfen, Einkaufszentren oder Fußgängerzonen wird vereinfacht. Diese Aspekte wiederum fördern die Unabhängigkeit und Selbstständigkeit von Menschen mit Sehbehinderungen, da sie zur Fortbewegung nicht auf die Hilfe anderer angewiesen sind. Indem öffentliche Räume barrierefrei gestaltet werden, wird die Chancengleichheit für Menschen mit Behinderungen verbessert.
Auch wenn taktile Leitsysteme an vielen Orten weltweit bereits erfolgreich implementiert wurden, gibt es auch beim Thema Barrierefreiheit für Menschen mit Sehbehinderung immer wieder innovative Ideen. Die schwedische Stadt Skellefteå etwa hat im öffentlichen Raum Bodenheizungen installiert, damit Schnee und Glätte keine Gefahr bei der Fortbewegung darstellen. Das mag sicherlich auch anderen Personengruppen, wie etwa Senior*innen, zugutekommen. Doch kann der beheizte Boden auch verhindern, dass Schnee oder vereiste Flächen Bodenleitsysteme verdecken.
Taktile Leitsysteme sind ein unverzichtbarer Bestandteil der Barrierefreiheit in der Öffentlichkeit. Die zahlreichen Vorteile, darunter erhöhte Sicherheit, verbesserte Orientierung und gesteigerte Unabhängigkeit, machen sie zu einer wichtigen Maßnahme für eine inklusive Gesellschaft. Sie tragen wesentlich dazu bei, die Selbstständigkeit sowie die Lebensqualität von blinden und sehbehinderten Menschen zu erhöhen. Indem öffentliche Räume barrierefrei und inklusiv gestaltet werden, haben alle Menschen mit und ohne Behinderung die Möglichkeit, sich sorgenfrei zu bewegen und aktiv am Gemeinschaftsleben teilzunehmen.
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