Sicher, jeder Beruf bringt seine ganz eigenen Herausforderungen mit sich. Aber gerade in sozialen Berufen wie der Altenpflege liegen Freud und Leid oft nah beieinander. Wir lernen unterschiedliche Biographien kennen, erfahren von den Sonnen- und Schattenseiten eines jeden Lebens und müssen uns auch mal von liebgewonnenen Kund*innen verabschieden. Doch so sehr wir uns bei schönen Ereignissen mit den uns anvertrauten Menschen freuen, so sehr besteht leider auch die Gefahr, sich Trauriges zu sehr zu Herzen zu nehmen. Nicht zuletzt zeichnet sich Pflege ganz besonders durch Empathie aus. Doch muss man sich eines vor Augen führen: Wir sind unseren Emotionen nicht ausgeliefert, sondern können einen positiven Umgang mit ihnen lernen. Resilienz lautet das Zauberwort und diese ist besonders in der Pflege sehr wichtig.
Sicherlich kennen Sie den Spruch “Was mich nicht umbringt, macht mich nur stärker”. Im Grunde ist das die wohl einfachste Definition von Resilienz. Denn Resilienz meint die psychische Widerstandsfähigkeit. Ein resilienter Mensch bleibt auch in stressigen Situationen ruhig, kann gut mit Leistungsdruck umgehen und lässt sich von schweren Schicksalsschlägen nicht aus der Bahn werfen. Es geht im Kern darum, Krisen zu bewältigen und gestärkt aus ihnen hervorzugehen. Bildlich gesprochen bedeutet Resilienz, sich wie ein Baum im Wind zu wiegen – belastbar, flexibel, nachgiebig. Genau wie ein Baum können nämlich auch Menschen durch Anpassung ihres Verhaltens auf Veränderungen reagieren. Nun mag einem Baum diese Widerstandskraft angeboren sein, aber beim Menschen ist das keineswegs der Fall! Resilienz ist nicht genetisch vorprogrammiert, sondern lässt sich stärken und trainieren.
Das Modell der sieben Säulen ist eines der bekanntesten Resilienzkonzepte und beschreibt die wesentlichen Stützpfeiler, die für eine starke Resilienz vorhanden sein müssen. Sehen wir uns also an, was resiliente Menschen auszeichnet. Die vier ersten Säulen sind Grundhaltungen, die das richtige Mindset für Resilienz beschreiben. Denn unsere innere Einstellung hat großen Einfluss darauf, wie wir Stressoren begegnen.
1. Akzeptanz: Es gibt Dinge, die wir nicht oder nur kaum beeinflussen können. Solche Beschränkungen gilt es zu akzeptieren, um Stress zu lösen. Denn auch wenn manche Dinge einfach nicht in unserer Macht liegen, können wir doch unsere Einstellung und unseren Umgang mit ihnen beeinflussen.
2. Bindung: Menschen haben ein starkes Bedürfnis nach sozialen Bindungen. Das Gefühl, in Krisenzeiten ein persönliches Unterstützungsnetzwerk aus Freund:innen oder Familienangehörigen zu haben, schenkt Selbstvertrauen und Zuversicht.
3. Lösungsorientierung: Resiliente Menschen denken in Lösungen und nicht in Problemen. Das bedeutet, sich in Krisen zu besinnen und nach möglichen Auswegen zu suchen. Die entsprechenden Lösungen sollten umsetzbar und kontrollierbar sein sowie die eigenen Werte reflektieren.
4. Optimismus: Optimistische Menschen sind davon überzeugt, dass Krisen nur temporär sind und sich überwinden lassen. Es geht dabei aber keineswegs darum, Negatives auszublenden. Vielmehr wird der Fokus auf die positiven Seiten eines Problems gerichtet.
Resilienz zeichnet sich außerdem durch drei Praktiken aus, die bei stetiger Anwendung eine Abwehrkraft gegen Stress aufbauen. Hierbei geht es vor allem um eine gute Beziehung zu sich selbst.
5. Selbstwahrnehmung: Unser Körper gibt uns ständig Signale zu unserem Wohlbefinden. Es ist wichtig, diese wahrzunehmen. Durch geschärfte Sinne und Achtsamkeit können wir dieses körpereigene Feedback nutzen und unseren Zustand verbessern.
6. Selbstreflexion: Sich selbst zu reflektieren bedeutet, sich aus der Vogelperspektive zu beobachten. Durch diese Betrachtung von außen können wir Denk- und Gefühlsmuster erkennen. Das ist die Basis dafür, gängige Stressreaktionen zu erkennen und Verhaltensänderungen durchzuführen.
7. Selbstwirksamkeit: Unser Handeln hat Auswirkungen und wir können es auf direktem Wege beeinflussen. Das bedeutet, dass wir selbst in der Lage dazu sind, aktiv etwas zu verbessern. Es gilt, Passivität und das Gefühl der Hilflosigkeit zu überwältigen und durch proaktives sowie selbstbewusstes Handeln zu ersetzen.
Diese sieben Säulen können Sie für einen Zuwachs an Resilienz stärken. Natürlich beschränkt sich eine starke seelische Widerstandskraft nicht nur auf Ihr Berufsleben, sondern zieht sich durch alle Lebensbereiche. Doch gerade in der Pflege kann der Arbeitsalltag durch ein gutes Resilienzvermögen stark entlastet werden. Dafür bieten sich einige Übungen sowie Tipps an, die auch in den Pflegealltag sehr gut integriert werden können:
Vertrauensvolle Bindungen zu hilfsbedürftigen Menschen sind ein wichtiger Teil des Pflegeberufs. Emotionale Momente gehören zum Job, das Leben der uns anvertrauten Menschen berührt uns. Und das ist auch gut so. Dennoch ist auch die eigene Gesundheit wichtig und muss geschützt werden. Das Konzept der Resilienz hilft dabei, physisch wie psychisch belastbar zu bleiben und Stresssituationen erfolgreich zu meistern. Langfristig führt eine gute seelische Widerstandskraft zu mehr innerer Ruhe und einer Stärkung des Selbstwertgefühls. Dank einer solch positiven Grundeinstellung kann den Anforderungen des Pflegealltags besser begegnet werden.
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