Brailleschrift - Lesen mit den Fingerspitzen
Bücher, Zeitschriften, Dokumente: Für die meisten von uns ist Lesen eine alltägliche Aktivität, die wir als selbstverständlich erachten. Doch was ist mit Menschen, die sehbehindert sind? Wie können sie verschriftlichte Informationen verstehen? Brailleschrift kennt die Antwort. Sie “übersetzt” Buchstaben in tastbare Zeichen. In diesem Blogbeitrag möchten wir die Brailleschrift erkunden, um zu verstehen, wie sie funktioniert, welche Bedeutung sie hat und wie sie das Leben von Menschen mit Sehbehinderungen bereichert.
Die Welt der Blindenschrift: Wie funktioniert Braille?
Die Brailleschrift, benannt nach ihrem Erfinder Louis Braille, ist ein taktiles Schriftsystem, das im frühen 19. Jahrhundert in Frankreich speziell für Menschen mit Sehbehinderungen entwickelt wurde. Seitdem hat sie das Leben von Millionen Menschen weltweit revolutioniert. Doch wie das? Im Grunde ist das hinter der Brailleschrift stehende System schnell erklärt: Eine sog. Braille-Zelle besteht aus sechs Punkten, die in zwei vertikalen Spalten zu je drei Punkten angeordnet sind. Indem manche dieser Punkte erhaben ins Papier eingeprägt werden, ergeben sich 64 unterschiedliche Kombinationsmöglichkeiten. Diese stehen für Buchstaben, Zahlen und Satzzeichen. Die Leser*innen erfühlen diese Punkte mit ihren Fingerspitzen und können so die Bedeutung eines Textes erfassen.
Das Schriftsystem kann umgekehrt auch zum Schreiben von Texten verwendet werden. Dazu sind spezielle Schreibgeräte notwendig. Eine Braille-Tastatur ist exklusiv für das Schreiben in Braille entwickelt. Sie hat sechs Tasten, die den sechs Punkten in einer Braille-Zelle entsprechen. Indem man diese Tasten in verschiedenen Kombinationen gleichzeitig drückt, kann man Buchstaben und Zeichen erstellen. Während des Schreibens in Braille verwendet man eine "Blindenschriftzeile" oder "Braillezeile". Diese ist mit kleinen Stiften oder Nadeln ausgestattet, die die erhabenen Punkte erzeugen, wenn die entsprechenden Tasten auf der Braille-Tastatur gedrückt werden. Für handschriftliche Notizen in Braille gibt es außerdem Braille-Papiere. Diese haben eine Prägung, die die erhabenen Punkte erzeugt, wenn sie mit einem Braille-Stift oder einer Braille-Schreibmaschine bearbeitet werden.
Bedeutung und Zugänglichkeit der Brailleschrift
Die Bedeutung von Brailleschrift kann nicht genug betont werden. Sie ist ein entscheidendes Werkzeug, um die Unabhängigkeit und Teilhabe von Menschen mit Sehbehinderungen in der Gesellschaft zu fördern. Mit Braille können sie Bildungseinrichtungen besuchen, Karrieren verfolgen, kulturelle Veranstaltungen genießen und vieles mehr, ohne auf die Hilfe anderer angewiesen zu sein. Braille trägt auch zur sozialen Integration bei, indem die Punktschrift sehbehinderten und blinden Menschen eine aktive Teilnahme an der Kommunikation ermöglicht. Damit bildet Braille eine Brücke zur Welt des Lesens und Schreibens, die ihnen Zugang zu Informationen verschafft und ihr Selbstbewusstsein stärkt.
Braille hat inzwischen natürlich auch Eingang in die digitale Welt gefunden. Es gibt elektronische Braille-Displays und -Tastaturen, die den Zugriff auf Computer und das Internet erleichtern. Eine Braille-Zeile unterhalb der Computer-Tastatur z. B. kann die Buchstaben auf dem Bildschirm als fühlbare Blindenschrift darstellen. Solche Technologien eröffnen Betroffenen neue Möglichkeiten, online aktiv zu sein, Internetseiten zu lesen sowie sich mit anderen Menschen im World Wide Web zu vernetzen. Auch für Mobilgeräte gibt es handliche Smartphone-Tastaturen auf Basis der Brailleschrift, die dabei helfen, präziser zu tippen und das Handy einfacher zu navigieren.
Fazit: Schrift ist für alle da
Brailleschrift ist weit mehr als nur ein Schriftsystem. Sie ist ein Symbol für die Fähigkeiten und Möglichkeiten von Menschen mit Sehbehinderung. Sie öffnet Türen zur Bildung, steht für ein Stück Unabhängigkeit, ermöglicht die Teilnahme am gesellschaftlichen Leben und trägt zur sozialen Integration bei. In einer Welt, die sich ständig weiterentwickelt, bleibt Braille ein zeitloses Werkzeug, das Betroffenen die Freiheit gibt, ihre verschriftlichte Umgebung mit eigenen Händen zu erkunden.