Die Betreuung von Menschen mit intellektueller Entwicklungsstörung erfordert ein tiefes Verständnis ihrer Bedürfnisse. Hierbei spielt insbesondere die emotionale Entwicklung eine entscheidende Rolle. Die "Skala der Emotionalen Entwicklung – Diagnostik" (SEED) ist ein wichtiges Werkzeug in der Behindertenhilfe, um ebendiese zu beurteilen und ausgehend von den Ergebnissen eine im individuellen Fall angemessene Unterstützung zu bieten. Die SEED hat eine entsprechend große Bedeutung für die Betreuung und Förderung von Menschen mit geistigen Behinderungen.
Der emotionale Entwicklungsstand eines Menschen beeinflusst maßgeblich sein Verhalten und seine Bedürfnisse. Liegt eine geistige Behinderung vor, zeigt sich dies selten nur im kognitiven Bereich, zumeist ist auch die sozio-emotionale Entwicklung betroffen. Um Betroffene angemessen betreuen zu können, ist es daher wichtig, auch ihren emotionalen Entwicklungsstand zu kennen und zu berücksichtigen. Genau hier kommt die SEED ins Spiel, mit deren Hilfe das emotionale Referenzalter ermittelt werden kann. Erstmals in den 1980er Jahren entwickelt, ist die Skala inzwischen zu einem anerkannten Diagnoseinstrument in der Behindertenhilfe geworden.
Die SEED besteht aus einem umfangreichen, standardisierten Beobachtungsbogen, der das emotionale Referenzalter einer Person analysiert. Um dieses zu ermitteln, werden enge Bezugspersonen befragt, die das charakteristische Verhalten der zu untersuchenden Person in verschiedenen alltäglichen Situationen beurteilen. Die Erhebung umfasst insgesamt acht verschiedene Entwicklungsbereiche:
Innerhalb jedes Bereichs werden fünf aufeinanderfolgende Entwicklungsstadien beschrieben, die dem emotionalen Entwicklungsstand im Alter von 0 bis 12 Jahren entsprechen. Für jedes Entwicklungsstadium gibt es fünf Aussagen bzw. Beobachtungsitems, die mit "ja" oder "nein" bewertet werden können. Die Ergebnisse der SEED helfen Fachkräften, das emotionale Entwicklungsprofil einer Person zu erstellen und gezielte Betreuungsmaßnahmen abzuleiten.
Neuauflage: Skala der Emotionalen Entwicklung – Diagnostik 2 (SEED-2)
Seit 2023 existiert eine weiterentwickelte Version der SEED. Dieser wurde eine neue Entwicklungsphase hinzugefügt, sodass das Referenzalter von 0 bis 18 Jahre ausgedehnt wurde. Die Ergebnisse können zudem Hinweise auf das Vorhandensein einer Autismus-Spektrum-Störung liefern. Die SEED-2 kann auch bei Kindern eingesetzt werden.
Die Teilhabe eines Menschen hängt ganz wesentlich mit seiner emotionalen Entwicklung zusammen. Denn diese steckt den Rahmen dafür ab, welche Unterstützung benötigt wird, um am Leben in der Gemeinschaft teilzuhaben. Entsprechend ergeben sich durch Anwendung der SEED folgende Vorteile:
Unabhängig vom Ergebnis bzw. dem emotionalen Referenzalter muss immer auch das tatsächliche Alter Berücksichtigung finden. Bei Personen ab 18 Jahren etwa muss die erwachsene Selbstbestimmung in Einklang mit den emotionalen Bedürfnissen gebracht werden.
In einer inklusiven Gesellschaft ist es von entscheidender Bedeutung, dass Menschen mit Behinderungen die notwendige Unterstützung erhalten, um ihre Potenziale zu entfalten und ein erfülltes Leben zu führen. Die SEED ist ein unverzichtbares Werkzeug in der Behindertenhilfe, um die emotionalen Bedürfnisse und Entwicklungen von Menschen mit Behinderungen zu erfassen und angemessene Unterstützung bereitzustellen. Durch die Entwicklung gezielter Betreuungsmaßnahmen trägt die SEED dazu bei, die Lebensqualität von Menschen mit geistigen Behinderungen zu verbessern und ihre Teilhabe an der Gesellschaft zu fördern.
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