Eine gute Körperhaltung ist für jeden Menschen wichtig, aber für Rollstuhlfahrer*innen hat sie eine besonders große Bedeutung. Denn Menschen im Rollstuhl verbringen ihren Tag permanent im Sitzen, was das Risiko für Verspannungen, muskuläre Ungleichgewichte und Rückenschmerzen erhöht. All das kann wiederum zu Folgeproblemen führen - doch das muss nicht sein. Eine aufrechte und gesunde Körperhaltung ist auch im Rollstuhl kein Ding der Unmöglichkeit und kann die Lebensqualität verbessern sowie die Mobilität fördern. In diesem Beitrag erfahren Sie, warum eine optimale Körperhaltung im Rollstuhl so wichtig ist und wie Sie diese trainieren können.
Sitzen ist heutzutage eine Volkskrankheit, das haben Sie sicherlich schon mal gehört. Ständiges Sitzen im Büro, im Auto und zuhause auf dem Sofa belastet die Wirbelsäule und führt häufig zu Haltungsschäden, Rückenschmerzen und Verspannungen. Fehlende Bewegung schwächt zudem die Muskulatur und beeinträchtigt die Mobilität. Doch Menschen im Rollstuhl haben gar keine andere Wahl. Umso wichtiger ist gerade für diese Personengruppe eine gute Haltung - so gut es der individuelle körperliche Zustand zulässt. Sie erleichtert das Atmen, verbessert die Durchblutung und verringert die Belastung auf die Wirbelsäule. Wenn der Körper richtig ausgerichtet ist, wird der Druck gleichmäßig verteilt, was die Gefahr von Druckstellen und Verspannungen reduziert.
Viele Rollstuhlfahrer*innen neigen dazu, eine nach vorne gebeugte Haltung einzunehmen. Dabei sinken die Schultern ab und der Kopf neigt sich nach vorne. Haltungsschwächen wie diese können langfristig zu Verspannungen, Schmerzen und sogar Schäden an der Wirbelsäule führen. Zudem kann eine schlechte Körperhaltung die Bewegungsfähigkeit zusätzlich einschränken und den Alltag erschweren. Daher ist es wichtig, regelmäßig an der eigenen Körperhaltung zu arbeiten, um diese Probleme zu vermeiden und die körperliche Gesundheit zu fördern.
Ein optimal angepasster Rollstuhl ist die absolute Grundlage, um eine gesunde Körperhaltung zu gewährleisten. Achten Sie darauf, dass Ihr Rollstuhl hinsichtlich Sitzhöhe, Sitzbreite, Rückenlehne und Fußstützen individuell auf Ihre Bedürfnisse abgestimmt ist. Nur so können Haltungsschwächen vermieden und muskuläre Überlastungen reduziert werden. Darüber hinaus ist es wichtig, auf die Sitzpolsterung zu achten. Ein ergonomisches Sitzkissen, das den Druck gleichmäßig verteilt und eine aufrechte Haltung unterstützt, kann Fehlhaltungen korrigieren. Auch spezielle Positionierungs- und Stützsysteme können helfen, den Körper in einer gesunden Position zu halten, besonders wenn die Rumpfstabilität eingeschränkt ist.
Darüber hinaus sollten regelmäßige Mobilisations- und Kräftigungsübungen in die tägliche Routine integriert werden, um langfristig eine bessere Haltung zu erreichen. Selbst kleine Anpassungen, wie das bewusste Aufrichten des Oberkörpers oder das regelmäßige Dehnen, können langfristig große Wirkung zeigen. Stellen Sie sich etwa einen Timer, um regelmäßig eine kurze Dehnübung durchzuführen. Hierbei können Sie einfache Schulterkreise oder Nackenstreckungen machen, um die Muskeln zu lockern. Auch Mikrobewegungen – kleine, regelmäßige Bewegungen wie das Kreisen der Füße – fördern die Durchblutung und verhindern ein Versteifen der Muskulatur.
Wichtiger Tipp: Lassen Sie Ihre Sitzposition regelmäßig durch Fachkräfte, wie Ergotherapeut*innen oder Physiotherapeut*innen, überprüfen. Sie können wertvolle Ratschläge geben, um Ihre Haltung zu verbessern und langfristige Probleme zu vermeiden. Außerdem können diese ausgebildeten Fachkräfte Ihnen auch wertvolle Übungen zeigen, die auf Ihr Können und Ihre Bedürfnisse zugeschnitten sind.
Übung “Schulterblatt-Drücken”
Diese Übung hilft, die oft geschwächten Muskeln zwischen den Schulterblättern zu stärken und den Oberkörper aufzurichten:
Setzen Sie sich aufrecht in Ihren Rollstuhl, Ihre Füße sollten fest auf den Fußstützen oder dem Boden stehen. Ziehen Sie nun Ihre Schultern langsam nach hinten, als ob Sie die Schulterblätter zusammenziehen wollen. Halten Sie diese Position für fünf Sekunden und konzentrieren Sie sich darauf, die Schultern unten zu halten (nicht hochziehen). Entspannen Sie sich langsam und kehren Sie in die Ausgangsposition zurück. Wiederholen Sie diese Bewegung 10-12 Mal.
Eine stabile Körperhaltung im Rollstuhl ist entscheidend, um Verspannungen und Schmerzen zu vermeiden, die Mobilität zu verbessern und insgesamt die Lebensqualität zu steigern. Durch die richtige Anpassung des Rollstuhls und gezielte Übungen können Rollstuhlfahrer*innen ihre Haltung optimieren und langfristig davon profitieren. Investieren Sie in Ihre Körperhaltung – es wird sich sowohl physisch als auch mental lohnen!
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